Aus aktuellem Anlass möchte ich gerne ein bisschen vom Nähen erzählen. Im sommerlichen Ferienprogramm bietet die „Stiftung für Pöcking“ für Grundschulkinder einen Nähkurs an. Das macht uns allen großen Spaß. Denn die Kinder sind immer eifrig dabei und vor allem sehr glücklich, wenn sie am Schluss etwas in der Hand halten, das sie ganz alleine genäht haben.

Selbstgemacht und mitgedacht - Ist nähen nachhaltig?
Kinderschuhe aus Stoffresten und Jeans

Nähen ist neben anderen Handarbeiten wie Stricken und Häkeln wieder beliebt bei Jung und Alt. Es gibt unzählige Nähvideos im Netz zu finden und dazu Schnittmuster von kostenlos bis ziemlich teuer. Dazu kann man auch Nähkurse besuchen, bei Volkshochschulen und in Stoffgeschäften. Nähmaschinen kosten nicht mehr die Welt (sind dann auch nicht so hochwertig wie die schweren und teuren Maschinen früher) und sind einfach zu bedienen. Selbst Stoffe kann man jetzt günstig shoppen. Sogar bei Billigbaumärkten (deren Namen ich hier bewusst nicht nenne).

Selbstgemacht und mitgedacht - Ist nähen nachhaltig?
Ein altes Bettlaken bestempeln (mit alter Teedose und Stofffarben)

Das ist doch toll oder? Menschen, die wieder öfter etwas selbst machen, können sich beim Handarbeiten entspannen, kreativ sein und Freude haben. Das bereichert unsere Gesellschaft. Denn diese Menschen sind vermutlich ausgeglichener als viele andere. Doch oft wird für solche Hobbies genauso konsumiert wie auch sonst im Leben. Man geht eben nur nicht Kleidung shoppen, sondern Stoffe und Zubehör zum Nähen (das funktioniert ähnlich beim Stricken und Häkeln mit Wolle). Stoffe sind aber selten nachhaltig produziert. Beim Selbernähen spart man eigentlich nur die Ausbeutung der Näherinnen ein und vielleicht noch die Transportwege zwischen Stoffherstellung und Näherei. Wenn Stoffe aber besonders günstig produziert werden, können sie gar nicht nachhaltig sein. Da ist es entweder die Baumwolle, für die Unmengen Wasser benötigt wird (was dann woanders fehlt und von Spritzmitteln oder Dünger rede ich hier gar nicht). Oder es ist Kunstfaser, die aus Erdöl hergestellt wurde. Neuerdings auch mal recycelte Kunstfaser, also z.B. aus Plastikflaschen. Diese wären aber besser wieder zu Flaschen verarbeitet worden und im Kreislauf geblieben.

Selbstgemacht und mitgedacht - Ist nähen nachhaltig?
Ein Bademantel aus Bettlaken. Leicht und gemütlich.

Wie kann man also guten Gewissens nähen? Indem man Stoffe verwendet, die es schon gibt. Upcycling macht Spaß, weil man ganz anders an die Arbeit geht. Man darf viel kreativer sein als beim Stoffe shoppen. Alte Bettwäsche, Vorhänge, Kleidung und sogar alte Zelte und Schlafsäcke eignen sich wunderbar, um neue Kleidung und andere Textilien herzustellen. Ich habe eine Weile gebraucht, um mein Handeln zu ändern und mache das nun schon einige Jahre so. Ab und zu erlaube ich mir, einen bestimmten Stoff zu kaufen, den ich neu benötige, weil ich ihn nicht gebraucht finde (spezielle Funktionsstoffe). Aber viel mehr Freude macht es mir, das zu vernähen, was es schon gibt.

Selbstgemacht und mitgedacht - Ist nähen nachhaltig?
Genähtes Spielbuch aus Alttextilien

Linktipps

Textilindustrie und Kreislaufwirtschaft

Der Einfluss der Kleidung auf die Umwelt

Kinderbuch als Download „Wo kommt unsere Kleidung her?“

Nähkurse für Kinder gibt es über die Stiftung für Pöcking. Sie finden im Q-Stall, dem Jugendtreff in Pöcking, statt.

Wer schon erwachsen ist und nähen lernen will, kann mich übrigens gerne anschreiben. Ich komme auch zu euch, wenn ihr als kleine Gruppe zusammen etwas nähen möchtet.

Selbstgemacht und mitgedacht - Ist nähen nachhaltig?

Entdecke mehr von Yvonne Wagner

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Yvonne Wagner

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen