Einmal bis nach Italien reisen, aus eigener Kraft und ganz allein. Das wollte ich unbedingt mal machen. 2024 habe ich meine Taschen gepackt, ans Rad gehängt und bin losgefahren. Zuerst mit dem Zug bis Salzburg und dann entlang der Salzach, weiter durch Kärnten und auf einer ehemaligen Bahntrasse durch Tunnels und über Brücken direkt durch die Berge hindurch. Das war ein Abenteuer!
Ich bin im Mai losgefahren und hatte sehr kalte Nächte im Zelt in Österreich. Dafür waren noch nicht ganz so viele Radreisende unterwegs. Allerdings genug, um ständig jemandem zu begegnen. Die Strecke ist inzwischen sehr beliebt. Denn mit E-Motor muss man sich keine Sorgen machen, die Steigungen zu bewältigen. Ich habe keinen Motor, nur Muskelkraft und mentale Stärke. Äh… ja, meistens. Und wer jetzt meint, so eine Radreise, die inzwischen von sehr vielen Touristen unternommen wird, sei kein Abenteuer, täuscht sich.

Gleich am zweiten Tag wurde ich von Umleitungsschildern vom Weg an der Salzach weggeleitet. Es ging bergauf. Sehr steil bergauf. Ich atmete, trat langsam und gleichmäßig, hielt kurz an und strampelte weiter. Immer wieder sah ich hinunter. Der Fluss wurde kleiner und kleiner. Irgendwann war ich oben. Direkt unter der lauten, stinkenden Tauernautobahn. Ich schaute runter und sah ganz kleine Radelnde, die um einen Bagger herumfuhren. Die Baustelle! Ich redete laut mit mir selber über diese Idiotie. Aber selbst schuld. Folge niemals Umleitungsschildern, ohne dich vorher von ihrer Gültigkeit überzeugt zu haben. Neue Radlerinnenregel. Immerhin hatte ich es geschafft, diesen sehr hohen Berg zu erradeln.
Ich rollte also den Berg runter und rieb dabei meine Bremsbeläge ab. Abends habe ich nachgesehen und festgestellt, dass die Steigung und die Höhenmeter dem Anstieg entsprachen, der mir am nächsten Tag bevorstand. Das konnte ich mir nun gar nicht mehr vorstellen. Nach einer Nacht mit Regen im Zelt und ziemlicher Erschöpfung beschloss ich morgens, den großen Berg bei Bad Gastein komplett auszulassen. Durch den Tauerntunnel muss man sowieso mit dem Zug fahren und ich wollte einfach ein Stück länger im Zug bleiben. So hatte ich ein paar Stunden frei, bis mein Zug kam und konnte mich entspannen.

Der Alpe-Adria-Radweg war durchwegs interessant und meist wunderschön. Besonders die Strecke mitten durch die Berge, über Brücken und durch Tunnel hat mich beeindruckt (Tarvisio-Venzone). Einmal gab es wieder eine Umleitung und ich hängte mich an eine E-Bike-Gruppe, die den Weg navigierten. Direkt auf einer Bundesstraße fuhren wir in langer Schlange gemütlich dahin.

An der Adria angekommen, erschlug mich der Massentourismus. Die Campingplätze waren überfüllt, schlecht ausgestattet und sehr teuer (ab 25 Euro für eine Person mit Minizelt). Ich beschloss, über die Inselgruppe vor Venedig rüber bis Chioggia zu fahren und dort neu zu entscheiden. Das war eine schöne Strecke und toll, Venedig von Lido aus zu sehen. Nur Chioggia ist genauso touristisch und überfüllt, wie alle Orte an der Adria.

Ich wollte nur weg. Und ich entdeckte auf der Campingkarte online einen Platz bei den Euganeischen Hügeln, in der Provinz Padua, bei Montagnana. Das klang gut. Und so war es auch. Die Gegend ist wunderschön, die Hügel sehen toll aus und die kleinen Städte sind beeindruckend. Ich genoss es, auf dem Campingplatz fast alleine zu sein, tolle Sanitäranlagen zu haben und mich zu entspannen.

Zum Schluss radelte ich dann noch über Mantua nach Verona, von wo aus ich mit dem Zug zurück nach München fuhr.
Reisen mit dem Rad, alleine und ohne Motor, ist immer wieder spannend und lohnt sich. Jeder Tag ist anders, jede Stunde bringt neue Eindrücke und Emotionen mit sich. Probiert es aus! Der Alpe-Adria-Radweg ist für einigermaßen geübte Radler*innen oder Leute mit Pedelecs gut zu meistern und sicher einer der schönste Radfernwege.
Nachhaltigkeitstipp
Beim Radreisen braucht man zwar Ausstattung, die oft aus Kunststoffen hergestellt wurde. Hier kann man auf hochwertiges Material achten und es lange verwenden. Immerhin spart man beim Radln CO² ein und kann sich ökologisch sinnvoll verhalten. Ich koche meist selbst und versuche, möglichst wenig Müll zu produzieren. Außerdem sammle ich hin und wieder Müll ein, den ich auf dem Weg finde.
Hier gibt es erste Informationen zum Alpe-Adria-Radweg. Es lohnt sich, für die Planung ein Radreisebuch zu kaufen, um sich zu informieren.
Mein schöner Campingplatz nahe Montagnana
Die Campingkarte, die ich gerne nutze.
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